Vortrag, Film (e/d) und Diskussion mit einer Genossin von Eiszeit
Zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid vermarktet sich Südafrika als multikulturelle Regenbogennation. Der African National Congress (ANC), der zusammen mit dem Gewerkschaftsverband COSATU und der kommunistischen Partei regiert, zehrt nach wie vor von der Legitimität, die ihm aus seiner Rolle im Kampf gegen das Apartheidsregime erwachsen ist – auch wenn sich seit seinem Amtsantritt an den Lebensverhältnissen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung nichts zum Besseren verändert hat. Doch dieses Image hat, spätestens seit dem Massaker in Marikana im August vergangenen Jahres bei dem die südafrikanische Polizei 34 wild streikende Minenarbeiter erschoss, Risse bekommen. Dass diese brutale Niederschlagung jeden Protests, der sich ausserhalb des erwünschten Rahmens von Parteien und Gewerkschaften artikuliert, keine Ausnahme war, wird auch deutlich, wenn man den Umgang des südafrikanischen Staates und seiner Repräsentanten mit sozialem Protest jenseits von Arbeitskämpfen betrachtet. Seit 2005 haben sich die Bewohner informeller Siedlungen, zunächst in Durban aber zunehmend auch in anderen Städten, als Bewegung unter dem Namen Abahlali baseMjondolo (isiZulu für “Menschen, die in Hütten wohnen”) organisiert. Sie kämpfen gegen Zwangsumsiedlungen, Räumungen und Polizeiübergriffe. Dabei operieren sie basisdemokratisch und lehnen es ab, ihre Interessen durch Parteien, Gewerkschaften oder NGOs vertreten zu lassen.
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