Kosmoprolet erinnert an die Cosmopolis, an die Idee des Weltbürgers, doch durch die Einfügung des «r» wird der schöne Bürgertraum konterkariert und auf seine sozialrevolutionäre Pointe gebracht: Die Weltgesellschaft besteht, aber in verkehrter Form, als allgemeine Proletarisierung. Zugleich steht der Name gegen jeden, auch den «linken» Nationalismus: Der «wurzellose Kosmopolit» war ein Schlagwort in der antisemitischen Kampagne, die Ende der vierziger Jahre in der UdSSR einsetzte.
Kosmoprolet ist eine Assoziation antiautoritär kommunistischer Gruppen. Seit 2007 geben wir in loser Folge die gleichnamige Zeitschrift heraus, um mit Leuten in Austausch zu treten, die sowohl die ausgetretenen Pfade des linken Aktivismus als auch die Studierzimmer des Seminarmarxismus verlassen wollen. Die Zeitschrift soll ein kollektiver Organisator sein, der zur Entstehung eines sozialrevolutionären Pols beiträgt. In ihr untersuchen wir den Zustand des globalen Kapitalismus im Hinblick auf seine Aufhebung. Das Verhalten der Klasse und die Dynamik von sozialen Kämpfen stehen deshalb im Zentrum unseres Interesses.
Kosmoprolet ist keiner bestimmten Tradition verpflichtet, bezieht seine historischen Einflüsse jedoch aus den dissidenten Teilen der kommunistischen Linken und der radikalen Bewegungen, die gegen Staatsgläubigkeit und Parteifetisch die Autonomie gesetzt haben. Dieser Impetus ist in Zeiten periodisch auftretender Staatsvertrottelung auch der radikaleren Linken mehr als notwendig.
Kosmoprolet zielt auf die Selbstaufhebung des Proletariats. Keine Gewerkschaft und keine Linksregierung, nur die Lohnabhängigen selbst können sich aus ihrer Misere befreien, indem sie sich gemeinsam der Produktionsmittel bemächtigen und sie von Grund auf umgestalten – um eine Welt ohne Lohnarbeit und Staat, Ausbeutung und Herrschaft zu schaffen. Dies schließt die Revolutionierung von Hausarbeit, Kindererziehung und anderen noch immer vorwiegend Frauen zugewiesenen Bereichen zwingend ein. Den Archaismus der Rollenzuschreibungen gilt es genauso zu überwinden wie die Diktatur der Ware und der Lohnarbeit, das Elend der Konkurrenz und Isolation. Ändert sich nichts an den menschlichen Beziehungen, war alles für die Katz.
Kosmoprolet benennt mit seiner Kritik die hemmenden ideologischen wie praktischen Schranken auf diesem Weg und möchte so dazu beitragen, die verkehrten Verhältnisse zu überwinden.
Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft (Berlin)