Kosmoprolet #2
Erschienen im September 2009 | 200 Seiten | 4€/6SFr.
Herausgegeben von den »Freundinnen und Freunden der klassenlosen Gesellschaft» (Berlin), »eiszeit« (Schweiz), »la banda vaga« (Freiburg) und »Gruppe K-21« (Frankfurt/M)
Editorial
»Die Krise lässt den Gegensatz von Wert und Gebrauchswert noch deutlicher hervortreten, etwa im Bild des amerikanischen Polizisten, der durch ein verlassenes Haus patrouilliert, um sicherzustellen, dass seine bankrotten Bewohner tatsächlich ausgezogen sind und nun unter einer Brücke oder in einer der vielen neuen Zeltstädte ihr Dasein fristen. Eine Gesellschaft, in der die bewaffnete Staatsmacht dafür sorgt, dass ein Haus seinen menschlichen Zweck nicht erfüllt, ist offenkundig verrückt, und sobald die Proletarisierten im Bild dieses Polizisten das Wesen der Gesellschaft erkennen, könnte die Geschichte eine unerwartete Wendung nehmen.«
Fragmente über die Tage, die Teheran erschüttern
In diesem aufgrund der Ereignisse eilig verfassten Artikel soll neben der Darstellung der offensichtlichen Zerklüftungen und Interessenkonflikte innerhalb des Regimes und der Entmystifizierung Ahmadinejads als "Präsident der Armen" vor allem der Frage nach dem Klassencharakter dieses Aufstandes sowie seiner Entwicklungsmöglichkeiten nachgegangen werden.
Thesen zur Krise
"Ein gravierender Mangel besteht sicherlich darin, dass wir den Begriff der Krise umschiffen, was sich insbesondere dort bemerkbar macht, wo wir die gegenwärtigen Veränderungen der Klassenverhältnisse zu fassen versuchen", hieß es im Editorial der ersten Ausgabe selbstkritisch zu den "28 Thesen zur Klassengesellschaft". Dieser Mangel soll mit diesem Text wenigstens teilweise behoben werden.
Eine Krise des Werts
Sander, Mitglied der Gruppe Internationalist Perspective, bietet hier eine Lesart marxistischer Krisentheorie, die einen Bogen von der Ware über den unausweichlichen Fall der Profitrate bis zum aktuellen Entwertungscrash schlägt. Wir veröffentlichen den Text als Debattenbeitrag.
Das Ende der Lähmung - Der Aufstand in Griechenland
Die Athener Genossinnen und Genossen der antiautoritär-kommunistischen Gruppe Ta Paidia Tis Galarias (TPTG) analysiert den ersten Aufstand in Europa, der in die gegenwärtige Krise fällt. Die massenhafte Beteiligung der vorwiegend jungen Proletarisierten sowie die Breite dieser Bewegung, die weit über anarchistische und autonome Gruppen hinausging, geben Anlass zu einem gewissen Optimismus für zukünftige Insurrektionen, die durch die gerade beginnende Krise angefacht vermehrt auch anderswo ausbrechen könnten. Die Revoltierenden, die sich aus Schülern, Studentinnen, jungen prekären Arbeiterinnen und erstmalig Migranten zusammensetzten, überwanden im gemeinsamen Aufstand für einen Moment die sie trennenden Identitäten.
Kommuniqués aus der griechischen Sozialrevolte
Hier dokumentieren wir drei Kommuniqués, die das bemerkenswerte Niveau des Aufstandes in Griechenland widerspiegeln.
Barrikaden - Der Aufstand in Oaxaca - Eine Vorbemerkung
Warum wir es trotz einiger Vorbehalte für angebracht halten, den Text "Barrikaden" der US-amerikanischen Gruppe Collective Reinventions zu veröffentlichen, erläutern wir hier in einer kritischen Vorbemerkung.
Barrikaden - Der Aufstand in Oaxaca
Der Aufstand von Oaxaca im Jahr 2006, der mit einem Streik der Lehrer begann und sich im Nu auf immer größere Bereiche des Lebens ausweitete, gibt einen Vorgeschmack darauf, wie sich eine ganze Region ohne Staatsmacht organisiert - mit allen damit zusammenhängenden Problemen.
Ein Schritt in die falsche Richtung
Der Marxismus-Leninismus fristet heute sein Dasein in Form marginaler Grüppchen, gleichzeitig erinnern viele Formen der Politik, wie sie auch von der "radikalen Linken" gepflegt werden, an die Leninsche Herangehensweise. In einer Kritik am Leninismus werden die heutigen Derivate anhand des Originals kritisiert und herausgearbeitet, was den Leninismus im weiteren Sinne auszeichnet.
Reaktionen auf die 28 Thesen zur Klassengesellschaft
Einige kürzere Notizen zu Reaktionen auf die erste Ausgabe.
Neues aus dem Reich des Caudillos
In den vergangenen zwei Jahren, seit Erscheinen des Artikels "Der Präsident Chávez ist ein Instrument Gottes" im letzten Kosmoprolet, hat sich in Venezuela auf politischer Ebene einiges bewegt. Drei Wahlen haben seitdem stattgefunden, bei denen die begeisterte Unterstützung Chávez durch die Bevölkerung nachgelassen hat, die aber seine Macht nicht ernsthaft gefährdet haben. Allerdings bleiben die wirtschaftliche Abhängigkeit des Landes vom Erdöl und die im Artikel erwähnten Tendenzen ungebrochen.
Bisher noch nicht online verfügbar sind der Bericht über einen Club für sich sowie ein satirisches Flugblatt, das auf einer DGB-Demonstartion verteilt wurde.