Zur Transformation des Privaten in Zeiten der Krise

Infoladen Kasama, Militärstrasse 87a, Zürich

Die Kleinfamilie galt für die bürgerliche Gesellschaft jahrhundertelang als schützenswertes Gut. Hier im Privaten sollte der Mann sich von der Arbeit, die der öffentlichen Sphäre zugerechnet wurde, erholen und die Kinder im harmonischen Familienverband aufwachsen. Zuständig für diese Aufgaben war die Frau, die idealerweise von der Berufsarbeit befreit und vom Mann abhängig war. Dieses Ideal mag immer noch präsent sein, hat aber in den letzten Jahrzehnten einigen Wandel erfahren. Aktuell wird das Modell der bürgerlichen Kleinfamilie in verschiedenen europäischen Staaten mehr und mehr durch den Gesetzgeber ausgehöhlt. Scheidungsgesetze, die den Unterhalt der Frau auf ein Minimum reduzieren, setzen eine staatliche Zwangsemanzipation der Frau in Gang, von der die Frauenbewegung kaum zu träumen wagte. Dies jedoch – zumal in Zeiten latenter oder manifester Wirtschaftskrisen – auf dem Rücken der Frauen, die dabei ihre Probleme oftmals, wie ehedem, nicht als politische, sondern als private erfahren.

Die Veranstaltung will darlegen, wie es sich mit dem Verhältnis von Privat und Öffentlich in der bürgerlichen Gesellschaft verhält. An aktuellen Beispielen aus Sozial- und Familienpolitik soll dargestellt werden, wie sich dieses Verhältnis verändert hat und was dies für Auswirkungen auf Frauen und Männer hat. Diskutiert werden soll auch, wie diese Veränderungen im Familienmodell im Rahmen des aktuellen Krisengeschehens zu verstehen sind.

Andrea Trumann lebt in Berlin und publiziert zu Fragen des Geschlechterverhältnisses. Veröffentlichungen (u.a.): Feministische Theorie. Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus. Stuttgart 2002.