Jenseits der Agrarrevolution

22. August 2012

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In seiner Darstellung der Positionen Amadeo Bordigas weist Loren Goldner darauf hin, dass die Agrarfrage im Denken des italienischen KP-Mitbegründers und später geschassten Dissidenten von zentraler Bedeutung für die Analyse der Linken selbst ist: »Bordigas Gedanke, dass der Kapitalismus mit der Agrarrevolution gleichgesetzt werden muss, ist der Schlüssel zum 20. Jahrhundert, auf jeden Fall der Schlüssel zu fast allem, was die Linke im 20. Jahrhundert ›revolutionär‹ genannt hat, und der Schlüssel zum Überdenken der Geschichte des Marxismus und seiner Verstrickung in Ideologien der Industrialisierung zurückgebliebener Regionen der Weltwirtschaft.«1 Kurz gesagt: Der Stand der Revolutionierung der Verhältnisse auf dem Land stelle nicht nur einen Gradmesser für die Durchsetzung des Kapitalismus dar, sondern habe auch das Terrain vorgegeben, auf dem sich die revolutionäre Linke seit Mitte des 19. Jahrhunderts bewegte. Seinen politischen Ausdruck fand dies in der steten Diskussion der »Agrarfrage«, die in allen marxistischen Formationen seit Mitte des 19. Jahrhunderts intensiv geführt wurde. Zur Grundlage hatten diese Debatten, dass die Sozialisten sich eines Problems anzunehmen hatten, dessen Lösung man eigentlich von der Entwicklung des Kapitalismus selbst erwartet hatte: der Transformation agrarischer Gesellschaften in moderne industriell-kapitalistische Klassengesellschaften mit den Polen von Bourgeoisie und Proletariat.

Im Ergebnis fielen revolutionäre Strategie und kommunistische Kritik in den Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts stets auseinander, da die bürgerliche Umwälzung integraler Bestandteil der historischen Arbeiterbewegung und des Marxismus wurde und – wenn die Revolution auf die Tagesordnung gesetzt werden sollte – auch werden musste.2 Im Zentrum aller Überlegungen musste so die revolutionäre Bemächtigung des staatlichen Regimes zur Durchsetzung der Agrarrevolution stehen. Die Befreiung des Kommunismus als »wirklicher Bewegung« (Marx) zur Aufhebung des Staates und der Klassengesellschaft von diesem etatistischen Erbe muss insofern konsequenterweise mit der Einsicht beginnen, dass unsere »gebräuchlichen begrifflichen Werkzeuge Werkzeuge zur Vollendung der bürgerlichen Revolution wurden«.3

Im Ergebnis fielen revolutionäre Strategie und kommunistische Kritik in den Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts stets auseinander.

Wann und auf welcher sozialen Grundlage von einer wirklichen Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer auch politischen Formierung die Rede sein kann, ist für eine Bewegung der Selbstaufhebung des Proletariats also mehr als eine rein abstrakte Fragestellung. Denn erst vor diesem Hintergrund kann die Entwicklung der marxistischen Strömungen des 19. und 20. Jahrhunderts analysiert werden, um ihre Programmatiken mit dem Ende ihrer Epoche aufzuheben. Dass die historische Arbeiterbewegung der »Agrarfrage« immerhin stets große Aufmerksamkeit widmete und die Debatten darum bis in die frühen 1980er Jahre relativ präsent waren, seitdem aber abgebrochen sind, wirft nebenbei auch ein bezeichnendes Licht auf die gegenwärtige Geschichts- und – nimmt man den oben geschilderten Ansatz ernst – Perspektivlosigkeit der zeitgenössischen radikalen Linken. Die vorliegenden Thesen sollen der Wiederaufnahme dieser Debatten dienen.

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Im Steinbruch des Werkes von Marx und Engels finden sich zwei Hypothesen zur historischen Durchsetzung des Kapitalismus. Im Kern geht es darum, ob die Erfolgsgeschichte und immer beschleunigtere Expansion kapitalistischer Verhältnisse bereits auf das Handelskapital des Mittelalters und die teilweise durch dieses angestoßene Bildung von Manufakturen zurückgeht, oder ob sie erst – zeitlich sehr viel später – durch die Warenförmigkeit des Bodens, die Rationalisierung der Landwirtschaft und die damit einhergehende Freisetzung von Arbeitskraft in Gang gesetzt wurde.

Lange Zeit galt die Verallgemeinerung des Warentauschs den meisten Marxisten als historische Basis des Kapitalismus. Für dieses Verständnis des Kapitalismus als vom Handelskapital begründete »Marktwirtschaft« finden sich auch bei Marx selbst massenhaft Belege.4 Im Kapital schreibt er: »Die Warenproduktion ist der Ausgangspunkt des Kapitals. Warenproduktion und entwickelte Warenzirkulation, Handel, bilden die historischen Voraussetzungen, unter denen es entsteht. Welthandel und Weltmarkt eröffnen im 16. Jahrhundert die moderne Lebensgeschichte des Kapitals.«5 Ähnliches ist in den Grundrissen über die »Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen«, nachzulesen.6 Die Geschichte des Kapitals ist demnach die Genese des Kapitalisten aus dem Kaufmann.

Vor allem in den Kanonisierungen des Marxismus-Leninismus setzte sich diese Sichtweise als allgemeingültig durch. Begründen ließ sie sich stets mit Lenins Imperialismus-Schrift, in der er bereits im Titel die Eroberung und Unterjochung der Welt durch die europäischen Mächte als »höchstes Stadium des Kapitalismus«, und nicht etwa als Voraussetzung seiner Existenz, identifizierte.7 Konsequenterweise sah Lenin so auch in der Kapitalisierung der Landwirtschaft eine Folgeerscheinung der Entwicklung des Kapitalismus, wie er fast zeitgleich mit seiner Imperialismus-Schrift in Studien über die US-amerikanische Landwirtschaft herausgefunden zu haben meinte.8

Aber auch westliche Marxisten wie Paul Sweezy oder die Weltsystemtheoretiker um Immanuel Wallerstein gingen davon aus, dass die globale Expansion des Handelskapitals die historische Grundlage des Kapitalismus gebildet habe. In der Nachkriegszeit brandete die Debatte zweimal unter westlichen marxistischen Historikern auf. Zunächst nach dem Erscheinen von Maurice Dobbs Buch Entwicklung des Kapitalismus und später in den 1970er Jahren in den Auseinandersetzungen um einige Thesen Robert Brenners, der sich explizit gegen die Weltsystemtheorie wandte.9 Vor allem diese zweite Debatte thematisierte auf sehr hohem Niveau die bereits bei Marx widersprüchlich dargestellte Durchsetzungsgeschichte des Kapitalismus.

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In den Manuskripten, die später unter dem Titel Theorien über den Mehrwert veröffentlicht wurden, hat Marx eine zweite Hypothese formuliert. Hier benennt er erst »die Loslösung des Arbeiters von der Erde und vom Grundeigentum (als) Grundbedingung für die kapitalistische Produktion«.10 Diesen Strang aufnehmend, hat Robert Brenner darauf hingewiesen, dass das Handelskapital über die Jahrhunderte nicht in der Lage gewesen sei, eine relevante Veränderung der Klassenstruktur hervorzubringen. Brenner hat sogar betont, dass die Bindung des Handelskapitals an die »Konsumbedürfnisse der Feudalherren« explizit »keiner kapitalistischen Dynamik unterworfen war«11 und eher als Blockade der Transformation zum Kapitalismus hin zu begreifen sei. Das »Auftreten von Arbeitskraft, Kapital und Boden als Waren«12 und damit als Grundlage des modernen Kapitalismus sei als ein Prozess zu begreifen, in dessen Zentrum die zuerst in England und später sukzessive in anderen Ländern stattfindende Agrarrevolution stehe.13 Anhand der englischen Entwicklung bestimmte Brenner die »Entstehung einer zumeist auf Pachtboden produzierenden Klasse von Farmern, (…) die Vernichtung der abhängigen Bauern (…) und die Entstehung einer Schicht von landlosen Farmarbeitern«, die zunehmend die Arbeitskräfte in der Industrie stellten, als »Grundlage der kapitalistischen Entwicklung«.14

Es geht hier um nicht weniger als ein Verständnis von Kapitalismus, das die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital zum Inhalt hat.

Auch wenn aus Kaufleuten mitunter Kapitalisten wurden, mussten also die Grundrente in eine Geldrente verwandelt und Millionen Bauern freigesetzt werden, die anschließend als doppelt freie Lohnarbeiter vernutzt werden konnten, um die kapitalistische Produktionsweise durchzusetzen. Für den eingangs erwähnten Amadeo Bordiga war insofern die Entwicklung des Kapitalismus an die Lösung der Agrarfrage gebunden: »Erst nachdem die Geldrente Fuß gefasst hat – was eine bestimmte technische Entwicklung und verwandelte Arbeitsbedingungen und -verhältnisse voraussetzt –, kommt der kapitalistische Pächter ins Spiel, der die alten bäuerlichen Besitzer expropriiert bzw. ›legt‹, der Bauer wird zu einem von Boden und Arbeitsgeräten losgelösten Lohnarbeiter.«15

Es geht hier um nicht weniger als ein Verständnis von Kapitalismus, das die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital zum Inhalt hat. Erst hier endet die Vorgeschichte des Kapitals. Trotz aller möglichen exegetischen Lesarten, für die es im Gesamtwerk der Alten immer genügend Spielraum gibt, liegt hier – auf der Ebene der gesellschaftlichen Produktion und nicht des Austauschs – der eigentlich zentrale Aspekt historischmaterialistischer Analysen. Solange die Subsumtion der Arbeit unter das Kapital noch rein formellen Charakter trägt, »das Kapital sich (…) noch nicht unmittelbar des Arbeitsprozesses bemächtigt« hat, redet Marx von Zwitter- oder Übergangsformen, die mit der kapitalistischen Produktionsweise keinesfalls identifiziert werden dürften.16

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Während die kapitalistische Agrarrevolution in England bereits Mitte des 18. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossen war – Eric Hobsbawm hat darauf verwiesen, dass es zu dieser Zeit in England schon »keine Bauernschaft im kontinentaleuropäischen Sinne«17 mehr gegeben habe –, dauerte dieser Prozess teilweise selbst in den entwickelten Ländern noch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges an: Noch 1945 arbeitete beispielsweise in Frankreich fast die Hälfte aller Beschäftigten in der Agrarwirtschaft. Global ist eigentlich erst heute zur Gewissheit geworden, was in Europa und Nordamerika seit Langem Realität ist: die endgültige reelle Subsumtion der Agrarproduktion unter das Kapital in einem seit dem Zweiten Weltkrieg zunehmend integrierten Weltmarkt.18

Durch die Zerstörung der protektionistischen Blockaden hat sich in der Agrarproduktion eine internationale Arbeitsteilung durchgesetzt.

Bereits für die Zeit nach der Epoche der beiden imperialistischen Weltkriege hatte Hobsbawm dies als die bedeutendste globale Entwicklungstendenz ausgemacht: »Der dramatischste und weitreichendste soziale Wandel in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, der uns für immer von der Welt der Vergangenheit getrennt hat, war der Untergang des Bauerntums«19, so Hobsbawm in seinem Zeitalter der Extreme. In den letzten fünfzig Jahren ist die Produktivität in der Landwirtschaft global um 350 Prozent gesteigert worden. Schrittmacher bei diesem Übergang zur vollindustrialisierten Landwirtschaft waren nicht zuletzt die gigantischen Agrarsubventionen der Industriestaaten. Durch diese »Grüne Revolution«, in den nachkolonialen Staaten durch die Weltbank seit den 1950er Jahren intensiv gefördert, konnten immer weniger Arbeitskräfte in der Landwirtschaft die Heere neuer Stadtbewohner ernähren und zusätzlich die Versorgung explodierender Bevölkerungen garantieren, wobei die Länder der kapitalistischen Peripherie zunehmend Nahrungsmittel aus den hochsubventionierten und -produktiven Agrobusiness-Betrieben der »Ersten Welt« importieren mussten.20 In den Industrieländern sind nur noch zwischen zwei und acht Prozent der Erwerbsbevölkerung, meist als Lohnempfänger, in der Agrarwirtschaft tätig und auch global hat nach Angaben der Welt-Arbeitsorganisation die Zahl der städtischen Lohnarbeiter die der in der Agrarwirtschaft Tätigen seit den 1990er Jahren längst überflügelt. Die Anteile der Bauern an der Weltagrarproduktion sinken beständig und dürften kaum noch im zweistelligen Bereich anzusiedeln sein.21 Das »Land Grabbing«, der Aufkauf und die Industrialisierung der beinahe letzten Refugien von Subsistenz- und Kleinbauernwirtschaft, könnte dabei das wirklich finale Stadium dieser Entwicklung darstellen, die durch die Strukturanpassungsprogramme des IWF und der Weltbank seit den frühen 1970er Jahren beschleunigt wurde.22 Durch die Zerstörung der protektionistischen Blockaden vor allem in den Ländern, die sich einer nachholenden Entwicklung verschrieben hatten, hat sich in der Agrarproduktion eine internationale Arbeitsteilung durchgesetzt. Die damit einhergehende Zerstörung regionaler Märkte hat einen Weltagrarmarkt geschaffen, in dem die Produzenten von Bauern meist zu landwirtschaftlichen Industriearbeitern gemacht geworden sind. Hinzu kommen noch diejenigen, die nur noch zeitweise ihr eigenes Land bestellen, ansonsten aber als Saisonarbeiter in landwirtschaftlichen Großbetrieben oder im Dienstleistungsgewerbe anheuern.23 Zuletzt hat auch einer der letzten Theoretiker einer Emanzipationsbewegung von Bauern gegen diesen Trend, Walden Bello, die derzeitige Entwicklung als die »letzte Etappe der Verdrängung der bäuerlichen durch die kapitalistische Landwirtschaft«24 bezeichnet.

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Die Ergebnisse dieses Prozesses sind verheerend: Stärker noch als in der ursprünglichen Durchsetzungsgeschichte des Kapitalismus in England und später in den sich industrialisierenden Staaten, als einem populären englischen Sprichwort zufolge die »Schafe die Menschen fraßen«, führen die Vertreibungsprozesse zu zunehmendem Massenelend und millionenfachem Verhungern, imperialer Aneignung der Lebensmittelvorräte, die seit der Jahrtausendwende erstmalig pro Kopf sinken, und ökologischen Katastrophen.25 Zudem ist die nachhaltige Lebensmittelproduktion durch Überbelastung der Böden, Monokulturen und Überdüngung, zuletzt auch durch die Herstellung von Biotreibstoffen, immer stärker in Frage gestellt, was sich auch in der verstärkten Spekulation auf den Agrarmärkten niederschlägt. Auch die Qualität der Lebensmittel sinkt teilweise, sieht man von denen für die privilegierten Käufer der oberen Mittel- und Oberschicht in den Metropolen ab. Die Perspektive ist also düster. Man muss nur einen Blick in Mike Davis’ Studie Late Victorian Holocausts26 über die britische Kolonialpolitik und die ersten Versuche zur Herstellung eines Weltagrarmarktes werfen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie sich die vollständige Inkorporation der Landwirtschaft in die Warenproduktion gekoppelt mit imperialen Zugriffen unter den gegenwärtigen Bedingungen auswirken könnte.

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Illusionen über eine menschenfreundliche Durchführung der Agrarrevolutionen hat sich Marx nicht gemacht, wie im folgenden Zitat aus dem Kapital deutlich wird: »In der Agrikultur wie in der Manufaktur erscheint die kapitalistische Umwandlung des Produktionsprozesses zugleich als Martyrologie der Produzenten, das Arbeitsmittel als Unterjochungsmittel, Exploitationsmittel und Verarmungsmittel des Arbeiters, die gesellschaftliche Kombination der Arbeitsprozesse als organisierte Unterdrückung seiner individuellen Lebendigkeit, Freiheit und Selbständigkeit. Die Zerstreuung der Landarbeiter über größre Flächen bricht zugleich ihre Widerstandskraft, während Konzentration die der städtischen Arbeiter steigert. Wie in der städtischen Industrie wird in der modernen Agrikultur die gesteigerte Produktivkraft und größre Flüssigmachung der Arbeit erkauft durch Verwüstung und Versiechung der Arbeitskraft selbst. Und jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebne Zeitfrist zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. Je mehr ein Land, wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika z. B., von der großen Industrie als dem Hintergrund seiner Entwicklung ausgeht, desto rascher dieser Zerstörungsprozess. Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.«27

Und dennoch beschreibt Marx diesen Prozess zugleich als Vorbedingung der Emanzipation, weil sich in ihm das Proletariat überhaupt erst als gesellschaftlich relevante Kraft würde bilden können. »In der Sphäre der Agrikultur wirkt die große Industrie insofern am revolutionärsten, als sie das Bollwerk der alten Gesellschaft vernichtet, den ›Bauer‹, und ihm den Lohnarbeiter unterschiebt. Die sozialen Umwälzungsbedürfnisse und Gegensätze des Landes werden so mit denen der Stadt ausgeglichen. An die Stelle des gewohnheitsfaulsten und irrationellsten Betriebs tritt bewusste, technologische Anwendung der Wissenschaft. Die Zerreißung des ursprünglichen Familienbandes von Agrikultur und Manufaktur, welches die kindlich unentwickelte Gestalt beider umschlang, wird durch die kapitalistische Produktionsweise vollendet. Sie schafft aber zugleich die materiellen Voraussetzungen einer neuen, höheren Synthese, des Vereins von Agrikultur und Industrie, auf Grundlage ihrer gegensätzlich ausgearbeiteten Gestalten.«28 Der Untergang dieser »konservativen Mittelstände«, vor allem der Bauern und Handwerker, wird insbesondere im Manifest der Kommunis tischen Partei zur Vorgeschichte der proletarischen Revolution deklariert.29 Der historische Materialismus als Analyse der Möglichkeiten findet hier seine ursprünglichste Ausprägung. So erklärt sich auch der Gegensatz des Theoretikers Marx zu dem bürgerlich-revolutionären Politiker Marx.30 Auch Bordiga hat immer wieder auf diesen Prozess verwiesen, weshalb ihm, das ganz nebenbei, auch die nationalen Befreiungsbewegungen und der Stalinismus als Teil eines Lagers historischen Fortschritts galten.

Marx wies das Missverständnis zurück, die im Kapital geschilderte so genannte ursprüngliche Akkumulation in England sei das unausweichliche Schicksal aller Länder.

Es überrascht so kaum, dass politisch zunächst die Abtrennung von der Vergangenheit auf der Agenda der »Partei Marx« (Engels) stand. Eine gewisse Einschränkung erfuhr dies in Marx‘ Auseinandersetzung mit Vera Sassulitsch über die Erhaltung der russischen Dorfgemeinde, des Mir: Marx wies das Missverständnis zurück, die im Kapital geschilderte so genannte ursprüngliche Akkumulation in England sei das unausweichliche Schicksal aller Länder. Da er nicht in der Perspektive nationaler Entwicklung, sondern der Weltrevolution dachte, sah er durchaus die Möglichkeit, dass »die russische Obschtschina, eine wenn auch stark untergrabene Form des uralten Gemeinbesitzes am Boden, unmittelbar in die höhere des kommunistischen Gemeinbesitzes« übergehen könne – allerdings eben nur, wenn »die russische Revolution das Signal einer proletarischen Revolution im Westen [wird], so dass beide einander ergänzen«. Nur dann könne »das jetzige russische Gemeineigentum am Boden zum Ausgangspunkt einer kommunistischen Entwicklung dienen.«31 Entsprechend unhaltbar ist der Versuch, in Marx‘ Überlegungen zur Entwicklung Russlands Anknüpfungspunkte für eine kämpferische Kleinbauernbewegung zu entdecken.32

Ansonsten aber beeindruckten die Alten die Entwicklung der Farmen in den USA, deren gigantischer Ausstoß an Weizen gepaart mit den immer billiger werdenden Transportkosten auch bereits in Europa die Preise sinken ließ und dort Rationalisierungsprozesse einleitete, und die Zurückdrängung des bäuerlichen Elements in England, Belgien und zunehmend auch Deutschland. Hintergrund dieser Fortschrittsbegeisterung war, dass das Landleben – entgegen mancher Illusionen der Alten – in Nordwesteuropa bis zum Ersten und im Rest der Industriestaaten bis zum Zweiten Weltkrieg für mehr als die Hälfte der Menschen prägend blieb und der grundbesitzende Adel und die Anciens Régimes weiterhin die Gesellschaften politisch dominierten.33

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Konfrontiert mit diesen Blockaden der Agrarrevolution, die länger Bestand hatten, als dies die »Klassiker« wahrhaben wollten, entwickelte der wichtigste Gralshüter des Marxismus, Karl Kautsky, das erste wirkliche Agrarprogramm der marxistischen Arbeiterbewegung. Ganz fortschrittsoptimistisch war für ihn die Zusammenfassung der Höfe zu Farmen, die arbeitsteilige Erhöhung der Produktivität und die Produktion für den Markt die Grundlage eines sozialistischen Agrarprogramms. Für Bauern war kein Platz mehr vorgesehen.34 Es ist folgerichtig, dass der Siegeszug des Revisionismus und seiner nationalistischen Perspektiven innerhalb der Sozialdemokratie auch ein solches Agrarprogramm verdrängte. Kautskys Programm wurde durch das des späteren sozialdemokratischen Innenministers der Weimarer Republik, Eduard David, abgelöst. Für ihn war die Erhaltung und weitere Förderung des Kleinbauerntums durch die Verteilung in Konkurs gegangener Rittergüter sowohl eine demokratische als auch »wahrhaft deutschnationale Aufgabe«, um gerade die innere Dynamik des Kapitalismus, auf die Marx noch gesetzt hatte, zu blockieren und die Verhältnisse im Innern zu konservieren. Die »Friedenssicherung im inneren (sic!) der Volksgemeinschaft (…) kann nur gelingen, wenn Arbeiter und Kleinbauern zusammenstehen im Kampf gegen die Mächte kapitalistischer Raffgier und mammonistischer Verderbnis« , so David.35 Der Zusammenhang von Agrarrevolution und sozialistischer Perspektive sollte so in der endgültig im Lager der Konterrevolution angekommenen SPD negativ aufgehoben werden.

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Für die russischen Marxisten, die für Jahrzehnte den Kanon revolutionärer Politik festlegen sollten, entwickelte sich die Fragestellung in der Folge allerdings unter völlig anderen gesellschaftlichen Bedingungen. Nicht nur weil die übergroße Mehrheit der Bevölkerung noch bäuerlich geprägt war und teilweise in der offiziell abgeschafften Leibeigenschaft gefangen blieb, sondern auch weil der Zarismus die organische Abwicklung der Agrarfrage unter kapitalistischen Bedingungen blockierte. Für eine politische Revolution waren die Bauern unbedingt zu gewinnen, wie ihre massenhafte Unterstützung der Sozialrevolutionäre unter Beweis stellte, im Zentrum ihres Interesses stand aber vor allem die bäuerliche Revolution gegen die Fesseln des »asiatischen Despotismus«. Während also in Europa die Lösung der Agrarfrage und die Abstreifung des Feudalismus in eins fielen, war in Russland der Sturz des Zarismus die Grundbedingung dafür, ein selbständiges Bauerntum entstehen zu lassen. Entsprechend gespannt war das Verhältnis der Bolschewiki zu den Bauern: »Wir müssen die Bauerninsurrektion auf jede Weise unterstützen bis zur Beschlagnahme der Ländereien, aber niemals bis zu abstrakten kleinbürgerlichen Projekten. Wir unterstützen die Bauernbewegung in dem Maß, wie sie eine demokratische revolutionäre Bewegung ist. Wir bereiten uns unmittelbar auf den Kampf gegen sie vor, für den Fall, dass sie einen reaktionären, antiproletarischen Charakter annimmt.«36

Es war das erste große Projekt Stalins, die Agrarrevolution seit 1929 ähnlich blutig wie andernorts, nur in sehr viel höherem Tempo durchzuführen.

Die Russische Revolution war von diesem Doppelcharakter geprägt: einerseits die bürgerliche Revolution auch als Startpunkt der organischen Lösung der Agrarfrage zu vollziehen,37 was einer Umkehrung des von Marx beschriebenen Prozesses und der realen Verhältnisse im Westen entsprach, und andererseits die proletarische Revolution im Weltmaßstab zu antizipieren. Der Ausgang der Geschichte dieser nationalistischen und staatskapitalistischen »nachholenden Entwicklungsdiktatur« des »Sozialismus in einem Lande« ist hinlänglich bekannt. Spätestens als jegliche Hoffnung auf eine revolutionäre Welle in Westeuropa zerstoben war, wurde die Zwangskollektivierung der Bauern zum wichtigsten Projekt dieser Modernisierung unter staatsterroristischen Vorzeichen, da sie die Vorbedingung der Industrialisierung darstellte. Es war das erste große Projekt Stalins, hier in seltsamer Eintracht mit Trotzki, die Agrarrevolution seit 1929 ähnlich blutig wie andernorts, nur in sehr viel höherem Tempo durchzuführen.

Barrington Moore hat drei Wege der Agrarrevolution, die auch er als Grundlage kapitalistischer Entwicklung ansieht, unterschieden: den organisch-demokratischen (England, USA), den reaktionären Weg der Verbindung neuer und alter Eliten (Japan, Deutschland) und eine dritte Route in den relativ unterentwickelten Ländern (vor allem Russland und China), die zum Inbegriff des Kommunismus werden sollte. »Die großen Agrarbürokratien dieser Länder hemmten die kommerziellen und später industriellen Impulse noch stärker als in den vorangehenden Fällen. Das führte zu zweierlei Ergebnissen. Einerseits waren die städtischen Schichten zu schwach, um auch nur als Juniorpartner an der speziellen Form der Modernisierung mitzuwirken, wie sie in Deutschland und Japan durchgeführt wurde, obwohl es Versuche in dieser Richtung gab. Andererseits blieb, da nur ganz unbedeutende Schritte zu einer Modernisierung unternommen wurden, ein zahlenmäßig sehr großes Bauerntum bestehen. Diese Schicht stellte, als sie beim Vordringen der modernen Welt neuen Spannungen und Belastungen unterworfen wurde, den Hauptteil der destruktiven revolutionären Kräfte, die die alte Ordnung zu Fall brachten und diese Länder in die moderne Ära hineinkatapultierten, unter einer kommunistischen Führung, deren erste Opfer die Bauern selbst waren.«38

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Im internationalen politischen Maßstab wurde die Bauernrevolution trotz dieser Wendung gegen die Bauern zum größten Pfand der sowjetischen Außenpolitik. Während sich die Kommunistischen Parteien nach dem Ersten Weltkrieg fast ausschließlich aus den Industriezentren der Welt rekrutiert hatten, änderte sich sukzessive der Charakter der internationalen kommunistischen Bewegung. Bereits seit der Konferenz von Baku (1921) setzte die Politik der Komintern den Hebel an nationaler Befreiung und Unterstützung von Bauernbewegungen an. Langfristig hilfreich dabei war, dass die Sowjetunion ihre beeindruckendsten Leistungen in der Modernisierung des Landes vorzuweisen hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg besaß sie ihre Fans beinahe nur noch in den Peripherien der Weltproduktion, abgesehen von Frankreich und teilweise Norditalien, wo ihre Basis allerdings ebenfalls vor allem von Landarbeitern gebildet wurde.39 Mit dem Aufkommen der antikolonialen Befreiungsbewegungen verstärkte sich diese Tendenz zunehmend. Nachdem die Bauernfrage die Bolschewiki zunächst in Verlegenheit gebracht hatte, avancierte die stalinistische Modernisierungsdiktatur weltweit zum Vorbild für die Bauern und die nationalistische Intelligenz: Nationale Selbstbestimmung als Voraussetzung freier Bauernschaften (Landverteilung) und anschließende Rationalisierung und Verstädterung als Voraussetzung der Industrialisierung waren zum Gehalt dieses Kommunismus geworden.

Ihre absonderlichsten und abscheulichsten Folgen zeitigte diese Verklärung der vorkapitalistischen Welt in den Killing Fields der Roten Khmer.

Der Maoismus, der die Dynamik von Revolutionen seit den frühen 1960er Jahren viel stärker prägte als sein sowjetisches Vorbild, war so gesehen das Endprodukt dieser Entwicklung. Die »Einkreisung der Städte durch die Dörfer«, eine Strategie der chinesischen Revolution nach der Niederschlagung der proletarischen Insurrektionen von 1927, die zunehmend auf die gesamte Welt angewendet wurde, prägte die maoistische Revolutionsstrategie, wie sie auch theoretisch von Mao vertreten wurde: »Erstens ist das Dorf das Zentrum der Revolution, und zweitens sind die armen Bauern ihre Avantgarde.«40 Ihre absonderlichsten und abscheulichsten Folgen zeitigte diese Verklärung der vorkapitalistischen Welt in den Killing Fields der Roten Khmer. Dass die Bauern diese Revolutionen, die sie zunächst aus den Abhängigkeiten der feudalen Despotien befreiten, stets millionenfach mit dem Leben bezahlt haben, verdeutlicht das Dilemma nachholender Entwicklung ebenso wie die Vergeblichkeit aller Hoffnungen, die Geschichte überlisten zu wollen.

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Der Zusammenbruch all dieser Bewegungen hat seine Grundlage darin, dass diese Wege seit den 1970er Jahren, auch durch die Offensiven von IWF und Weltbank, abgeschnitten worden sind. Die Farm ist weltweite Realität der Lebensmittelproduktion geworden und hat rund eine Milliarde Menschen vom Land in die Giga-Städte getrieben.41 Ob national selbstbestimmt oder unter quasi-kolonialer Kontrolle, die dritte Welle der Kapitalisierung der Landwirtschaft hat sich in einem ungeheuren Ausmaß entwickelt. Das reicht bis hin zur Herstellung von Drogen. Die Spezifik der spätkapitalistischen Lösung der Agrarfrage besteht gerade darin, dass die freigesetzten Arbeitskräfte keineswegs mehr zur Ausdehnung der industriellen Produktion benötigt werden; Urbanisierung und industrielle Wertschöpfung fallen nicht mehr zusammen.42 Auf dem globalen Arbeitsmarkt sind die ehemaligen Landbewohner überwiegend »überflüssig«. Auch die Wege zurück aufs Land sind verstellt, werden aber auch nur von den wenigsten ehemaligen Bauern angestrebt.43 So nimmt die Perspektivlosigkeit zu, seit einigen Jahren aber auch das Ausmaß der Kämpfe: Die Hungerrevolten der Jahre 2007 und 2008 sind nur ein Vorgeschmack auf Kommendes. Das Neue an ihnen war, dass sie anders als die im Verband La Via Campesina organisierten Bauernbewegungen, die brasilianische Landlosenorganisation MRT oder auch die Zapatisten nicht eine Neuverteilung von Boden fordern, sondern bezahlbare Nahrungsmittel. Ob diese Aufgabe des Terrains der Bauernbewegungen von Dauer sein wird oder die Kämpfe, gewissermaßen als historische Farce, auf die ausgetretenen Pfade der Bauernrevolution zurückkehren werden, wird sich zeigen.

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Die Aufspaltung in kommunistische Kritik und bürgerlichrevolutionäre Politik, die den Marxismus abgesehen von kleinen dissidenten Strömungen im 19. und 20. Jahrhundert geprägt hat, entbehrt heute jeder Grundlage. Agrarrevolution und internationale Bauernbewegung sind obsolet geworden, weil der Kapitalismus selbst ihnen die Grundlagen endlich entzogen hat: Seiner »historischen Mission«, wenn man diesen teleologischen Ausdruck benutzen will, ist der Kapitalismus erst nach dem Zweiten Weltkrieg und endgültig seit den 1970er Jahren nachgekommen – gleichzeitig mit dem Eintritt in seine permanente Krise.44 Die Tage der »Bauern-Internationale«45 sind historisch in jedem Fall gezählt; die Entwicklung eines kommunistischen Agrarprogramms 46 steht allerdings noch aus, denn das Ende der Bauernfrage ist keineswegs gleichbedeutend mit einem Ende der Nahrungsfrage. Weder die Übernahme des kapitalistischen Agrobusiness, das auf bestem Wege ist, den Planeten unwiderruflich zu ruinieren, noch das von metropolitanen Linken erhoffte Zurück zum Kleinbauerntum bieten dafür Ansatzpunkte.

Peter Jonas

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  • 1. Loren Goldner, Der Kommunismus ist die materielle menschliche Gemeinschaft. Amadeo Bordiga heute, Beilage zum Wildcat-Zirkular 46/47 (1999).
  • 2. Mit Blick auf die Oktoberrevolution stellte der niederländische Kommunist Herman Gorter dies bereits in den 1920er Jahren fest: Herman Gorter, Offener Brief an den Genossen Lenin, in: Ders./Anton Pannekoek, Organisation und Taktik der proletarischen Revolution, hg. v. Hans Manfred Bock, Frankfurt/M. 1969, 168f.
  • 3. Goldner, Kommunismus.
  • 4. Einen Überblick bietet Hansgeorg Conert, Vom Handelskapital zur Globalisierung, Münster 2002, 14ff. Vgl. auch Ist der Kapitalismus eine Marktwirtschaft?, Wildcat-Zirkular 24 (1996), der die Wirkungsmächtigkeit dieser Auffassungen gerade auch in den marxistischen Strömungen nachweist, die diese These zurückweisen würden.
  • 5. Karl Marx, Das Kapital. Erster Band, Marx Engels Werke (MEW), Bd. 23, 161.
  • 6. Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1974, 375ff.
  • 7. W. I. Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, in: Werke, Bd. 22, 189-309.
  • 8. W. I. Lenin, Neue Daten über die Entwicklungsgesetze des Kapitalismus in der Landwirtschaft, in: Werke, Bd. 22, 98.
  • 9. Die Debatte um das Buch von Dobb ist recht gut in einem Sammelband nachgezeichnet: Paul Sweezy u.a., Der Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus, Frankfurt/M. 1978. Fast alle Beiträge zur Brenner-Debatte finden sich in: T. H. Ashton / C. H. E. Philpin (Hg.), The Brenner Debate, Cambridge 1985. Jochen Blaschke (Hg.), Perspektiven des Weltsystems. Materialien zu Immanuel Wallerstein »Das moderne Weltsystem«, Frankfurt/M. / New York 1983.
  • 10. Karl Marx, Theorien über den Mehrwert. Erster Teil, MEW 26.1, 22.
  • 11. Robert Brenner, Das Weltsystem: theoretische und historische Perspektiven, in: Blaschke (Hg.), Perspektiven des Weltsystems, 92f.
  • 12. Ebenda, 98.
  • 13. Robert Brenner, The Agrarian Roots of Modern Capitalism, in: Ashton/Philpin (Hg.), Brenner Debate, 213ff.
  • 14. Brenner, Weltsystem, 107.
  • 15. Amadeo Bordiga, Die Agrarfrage – ein einführender Überblick (1953), unter alter-maulwurf.de
  • 16. Marx, Kapital, 533.
  • 17. Eric Hobsbawm, Industrie und Empire. Britische Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1, Frankfurt/M. 1969, 27.
  • 18. Gegen die klassischen Imperialismustheorien haben vor allem Neusüß und Massarat hervorgehoben, dass die »Weltmarktbewegung des Kapitals« gerade nicht in der vom Handelskapital und bestimmten nationalen Akkumulationsbedürfnissen geprägten Epoche zwischen Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Ersten Weltkrieg, sondern vor allem in der Folge des Zweiten Weltkriegs stattgefunden habe: Mohssen Massarat, Hauptentwicklungsstadien der kapitalistischen Weltwirtschaft, Lollar 1976; Christel Neusüß, Imperialismus und Weltmarktbewegung des Kapitals, Erlangen 1972, 203.
  • 19. Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München / Wien 1995, 365.
  • 20. Eine gute und zugespitzte Einführung in die Nachkriegsentwicklung bietet Landflucht und food riots: Keine Agrarrevolution in Sicht, Wildcat 89 (2010), 32-40.
  • 21. Die zahllosen Statistiken weisen verschiedene Werte aus, da fraglich ist, was überhaupt als »bäuerliche Landwirtschaft« zu fassen sei. Ein guter Hinweis ist aber, dass auf die 23 Schwellenländer zwar 72 Prozent der weltweit in der Landwirtschaft Beschäftigten aber nur 22 Prozent der Weltagrarproduktion entfallen.
  • 22. Axel Berger, Der Kapitalismus wird bodenständig, Jungle World 16/2010.
  • 23. Vgl. Was nach der Bauern-Internationale kommt, Wildcat 82 (2008).
  • 24. Walden Bello, Politik des Hungers, Berlin / Hamburg 2010, 21.
  • 25. Wolfgang Hirn, Der Kampf ums Brot. Warum die Lebensmittel immer knapper und teurer werden, Frankfurt/M. 2009.
  • 26. Dt.: Mike Davis, Die Geburt der Dritten Welt. Hungerkatastrophen und Massenvernichtung im imperialistischen Zeitalter, Berlin / Hamburg 2004.
  • 27. Marx, Kapital, 527f.
  • 28. Ebenda, 527.
  • 29. Karl Marx / Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4, 469ff.
  • 30. Eine weitgehend vollständige Übersicht über das Wirken des Politikers Marx, dessen Denken stets, sieht man von kürzeren Überlegungen anlässlich der Pariser Kommune ab, um die Herstellung der bürgerlichdemokratischen Voraussetzungen einer kommunistischen Bewegung kreiste, liefert Wolfgang Schieder, Karl Marx als Politiker, München / Zürich 1991, v.a. 151ff.
  • 31. Marx/Engels, Vorrede zur russischen Ausgabe des Manifests der Kommunistischen Partei, MEW 4, 576.
  • 32. Einen solchen Versuch unternimmt etwa Max Henninger, Marxismus und ländliche Armut, Sozial. Geschichte.online 4 (2010), 85f.
  • 33. Zur fehlenden bürgerlich-kapitalistischen Durchdringung der Gesellschaften Europas vor dem Ersten Weltkrieg: Arno Mayer, Adelsmacht und Bürgertum. Die Krise der europäischen Gesellschaft 1848-1914, München 1981, v.a. 9ff.
  • 34. Vgl. Karl Kautsky, Die Agrarfrage. Eine Übersicht über die Tendenzen der modernen Landwirtschaft und die Agrarpolitik der Sozialdemokratie, Leipzig 1902.
  • 35. Eduard David, Sozialismus und Landwirtschaft, Leipzig 1922, 695.
  • 36. W. I. Lenin, Die Lehren der Revolution, Werke, Bd. 16, 305.
  • 37. Gorter hat in seinen Artikeln verschiedentlich darauf hingewiesen, insbesondere in seiner oben bereits angeführten Antwort auf Lenin.
  • 38. Barrington Moore, Soziale Ursprünge von Diktatur und Demokratie. Die Rolle der Grundbesitzer und Bauern bei der Entstehung der modernen Welt, Frankfurt/M. 1969, 14f. Einen Eindruck von den tatsächlichen Modernisierungsschüben der sowjetischen Gesellschaft im Stalinismus vermittelt Karl Schlögel, Terror und Traum. Moskau 1937, München 2008.
  • 39. Sehr anschaulich ist dies in den Don-Camillo-Filmen dargestellt.
  • 40. Zit. n. Peter J. Opitz, Vom Konfuzianismus zum Kommunismus, München, 1969, 249.
  • 41. Mike Davis, Planet der Slums, Berlin / Hamburg 2007.
  • 42. Ebenda, 183ff.
  • 43. Landflucht und food riots, 37f.
  • 44. Eine Diskussion der Imperialismus- Analyse Rosa Luxemburgs könnte gerade mit Blick auf die Frage nützlich sein, inwiefern die Zerstörung der letzten »nichtkapitalistischen« Refugien auf der Welt der Akkumulation Grenzen setzt.
  • 45. Die Bauerninternationale wurde Anfang der 1920er Jahre von der Komintern gegründet. Die niederländischen Rätekommunisten identifizierten diese polemisch mit der Bauerninternationale: Gruppe Internationaler Kommunisten Hollands, Thesen über den Bolschewismus, in: Anton Pannekoek, Paul Mattick u.a., Marxistischer Antileninismus, Freiburg 1991, 37f.
  • 46. Einen Versuch hat die Sozialistische Studienvereinigung unternommen: http://theoriepraxislokal.org/kdpoe/akr.th6.php