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Vom Ende der Arbeit

05. Mai 2016
Von

Flugblatt von Eiszeit zum 1. Mai 2016

In 20 Jahren wird es soweit sein: Die Hälfte unserer Jobs ist automatisiert. Taxifahrer, Kassiererinnen oder Buchhalterinnen gibt es wahrscheinlich nicht mehr, sagt eine Studie der Uni Oxford. Jede Menge Freizeit für viele von uns! Aber leider ohne die Freiheit, sie zu geniessen.

Ein paar von uns haben vielleicht noch eine Chance und es wird irgend eine neue Dienstleistung erfunden, für die wir Lohn erhalten – im Kapitalismus die einzige Rechtfertigung für unsere Existenz. Wer wird es da überhaupt noch wagen, schlechte Arbeitsbedingungen zu kritisieren? Schon heute gilt wer einen Job nicht aushält als zu schwach: Burnout, Depressionen, verbogene Wirbelsäulen – dann kriegt eben ein anderer den Job, Leute gibt’s genug. Wir müssen unsere Lebenszeit verkaufen und sollen auch noch dankbar dafür sein.

Die Idee vom erfüllenden Job und der Work-Life-Balance ist ein schlechter Witz.

Wer keinen Job mehr findet, wird zum Schmarotzer erklärt, belastet das System und soll sich gefälligst einschränken; im Konsum, im Wohnraum, in der Fortpflanzung und sich fit machen für den täglichen Kampf um Billigstjobs im Tagelohn. Freie Stellen werden jetzt schon TV-gerecht gecastet. Machen wir uns nichts vor: Die Idee vom erfüllenden Job und der Work-Life-Balance ist ein schlechter Witz. Im Kapitalismus dient Arbeit allein dem Profit; was sie mit unserem Leben macht, spielt keine Rolle.

Was muss noch geschehen? Darf der Chef alles verlangen, unbezahlte Überstunden anordnen, uns bis in den Feierabend verfolgen, solange wir unser Auto noch abzahlen können? Darf die RAV-Beraterin alles fragen und vorschreiben, solange wir abends noch unsere Lieblingsserie schauen und uns das Bier noch leisten können? Sollen die Schulen den Musikunterricht gleich abschaffen, damit mehr Zeit bleibt, unsere Kinder für den Arbeitsmarkt zu dressieren? Wollen wir das alles wirklich so lange mitmachen, bis es zu spät ist? Nein! Wir wollen Chef, RAV-Beraterin und Schule abschaffen.

Die Zukunft liegt in unserer Hand. Lernen wir aus den Erfahrungen all derer, die für eine bessere Gesellschaft gekämpft haben. Bauen wir eine vernünftige, sprich: kommunistische Gesellschaft auf. Deren erstes Ziel muss es sein, den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden und ihnen die Freiheit zu lassen, ihren Beitrag zu leisten, ohne sie zur Lohnarbeit zu zwingen. Nur so ist Automatisierung ein Versprechen und keine Bedrohung für uns.

Kommunismus hat es noch nirgends gegeben, auch wenn das über brutale Entwicklungsdiktaturen in China, Russland und anderswo behauptet wurde. Der Mangel, der damals staatlich organisiert wurde, stünde uns heute nicht mehr im Weg.

Kommunismus bedeutet:
– Die Produktionsmittel, die Ressourcen, das Land gehören allen. Niemand hat das Recht allein darüber zu verfügen. Wir bestimmen gemeinsam;
– Wir produzieren, was wir benötigen. Unsere Bedürfnisse bestimmen die Produktion, nicht der Gewinn für die wenigen, die sich Ressourcen angeeignet haben.

Befreien wir uns vom Kapitalismus, der aus uns Figuren in einem Spiel gemacht hat, von dem nur wenige profitieren.

Für die staaten- und klassenlose Gesellschaft